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Ikonen

Ikonen

Englischer Originaltext von Sr.M.Marcia Vinje

Einführung | Theologie der IkonenGeschichteTechnik | SymbolikVerschiedene Arten von MarienikonenVerehrung Von BildernBibliographie


EINFÜHRUNG

Die Ikone, vom griechischen Wort für Bild, ist ein besonderer Typus der Kirchenkunst, der in der christlichen Spiritualität der Ostkirche unverzichtbar ist. Die zweidimensionalen Kunstwerke, die aus der Kultur des byzantinischen Kaiserreiches entstanden sind, stellen ausschließlich religiöse Themen dar wie z.B. die Heilige Dreifaltigkeit, die Engel, sakrale Ereignisse oder die verklärte Menschlichkeit Jesu, die Mutter Gottes (Theotokos) und die Heiligen. Diese Abbildungen werden in Kirchen, in Heiligtümern am Wegrand und in Häusern gefunden, wo sie für die Liturgie oder für die private Andacht verwendet werden.

Christus Pantokrator 6. Jh. Katharinenkloster, Berg Sinai

Als liturgische Kunst sind Ikonen nicht nur irgendeine Ausschmückung, sondern eine bildnerische Hilfe für den Gottesdienst und auch Bestandteil der Liturgie. Im Gegensatz zu persönlichen Kunstwerken, die anstreben, eine individuelle Sichtweise des Künstlers zum Ausdruck zu bringen, stellt die Ikone die historische Kirche, ihre Traditionen und die Heilige Schrift dar. Ikone werden in einer Atmosphäre des Gebetes gefertigt und verwendet und bringen das Volk Gottes zu einer Begegnung mit seiner Gegenwart. Der Künstler ist nicht in erster Linie darauf bedacht, eine äußere Ähnlichkeit zum Motiv hinsichtlich des Erfassens des Wesens und des Geistes der Person oder des dargestellten Ereignisses anzufertigen. Strenge Regeln des Themas und der Technik stellen eine zeitlose und universale Qualität der Ikone sicher, die das Mysterium des Göttlichen zum Ausdruck bringt. Da die Authentizität in einer Ikone wesentlich ist, gibt es einige klassische Formen, die wiederholt werden, und dennoch kann man nicht behaupten, dass Ikonen nur Kopien sind. Sie streben an, die einzig wahre Offenbarung Gottes auszudrücken, indem sie den Beschauer einladen, sich der Manifestation der Schönheit Gottes, anstatt sich einer menschlichen Interpretation anzupassen. Der Prozess der Entwicklung ist nicht die Veränderung, sondern die Verbesserung der Darstellung.

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THEOLOGIE DER IKONE

Die Theologie - das Studieren von Gott im Wort - und die Ikonographie - das Studieren von Gott in Bildern - sind zwei Hauptausdrucksformen eines einzigen Glaubens oder wir könnten sagen, die Ikone ist ein sichtbares Evangelium. Die Christen der Ostkirche betonen nicht so sehr das Wort wie dies die westlichen Christen tun, sondern sie erfahren Gott als Schönheit, der die göttliche Ordnung offenbart. Beim Anfertigen der Ikonen versucht deshalb der Künstler, diese Schönheit und Herrlichkeit Gottes im Vergleich zur menschlichen Person und dem menschlichen Leben zu zeigen, das in Gott eingetaucht und durch seine Gegenwart verklärt ist.

Die Theologie der Ikone beruht auf der Menschwerdung, der Offenbarung des Bildes Gottes in der menschlichen Gestalt Jesu Christi. Diese erste Ikone wurde einst ohne menschliche Hände geschaffen und im Tempel des Leibes Christi geoffenbart. Der Ikonograph nimmt nicht nur an der geheiligten Schöpfung teil, sondern er bringt theologisch die Realität des Menschseins Jesu zur Geltung indem er den göttlichen Künstler nachahmt.

Die Ikone Gottes existiert gleichermaßen in jedem von uns, denn auch wir sind nach Gottes Ebenbild geschaffen. Dies macht den Menschen fähig, mit Gott zu kommunizieren, um durch seine Gegenwart umgewandelt zu werden und an seinem göttlichen Charakter teilzunehmen. Als eine Brücke des Gebetes zwischen Gott und dem Menschen schafft eine Ikone dem Betrachter die Möglichkeit, mit dem Göttlichen zu vertraut zu verkehren.

Die Ikonen des Heiligen schaffen nicht nur eine Atmosphäre für das Gebet, sondern durch das Betrachten der Heiligkeit der Person, die auf der Ikone dargestellt ist, kann man die Gegenwart Gottes erfahren, die „ansteckend“ ist. Man wird sich des Betens und des Anbetens in der Gegenwart der Engel und Heiligen bewusst. Die Ikone werden verwendet, um die Schönheit der Kirche zu erhellen, aber auch, um uns über unseren ursprünglichen Glauben zu belehren und dann, um uns an diese Lehre zu erinnern. Dadurch, dass wir mit heiligen Personen in Kontakt treten, werden wir dazu begeistert, sie nachzuahmen, während sie uns helfen, uns zu wandeln und zu heiligen. Im Grunde genommen ist die Ikone ein Instrument, um Gott anzubeten und seine Heiligen zu verehren.

Das bemalte Holz oder die bemalte Wand sind an sich wertlos, wenn der Gläubige nicht in eine Beziehung zu Gott tritt. Die Ikone ist nicht nur ein Symbol oder eine Erinnerung an eine heilige Person, sondern sie hat den Charakter einer Epiphanie, die die Gegenwart Gottes durch das verwandelte Subjekt der Ikone offenbart, die als erlöst und als am Lichte Gottes teilhabend gezeigt wird. Diese Menschen haben das Bild Gottes in ihrem Leben auf eine hervorragende Weise geoffenbart. Nunmehr laden sie den Beschauer zu einer Gemeinschaft mit ihnen und durch sie mit Gott ein. Eine Ikone wird so zu einer Tür, die uns in eine heilige Zeit und in einen heiligen Raum eintreten lässt, indem sie uns zu einer lebendigen Begegnung mit der dargestellten Person bringt.

Kreuzigung Meister Dionysius, 15. Jh.

Erklärtermaßen muss ein Ikonograph Christ sein, denn er versucht die Dogmen seines Glaubens darzustellen. Da der Künstler nicht wiedergibt, was er sieht, sondern das, was er vom Wesen des Lebens erfasst, muss er eine Person sein, die durch das Gebet umgewandelt wurde, um ein Universum wahrzunehmen, das durch Christus verklärt worden ist. Gott wird gebeten, den Künstler zu inspirieren und seine Hand zu führen. Da Gott der eigentliche Künstler ist, werden die Ikonen nicht vom Ikonographen signiert.

Die Myrrhe bringenden Frauen am Grab, Ende des 15 Jh.

Während der Künstler die Ikone schafft, wiederholt er das Jesus-Gebet, so dass er ganz auf seine heilige Aufgabe konzentriert bleibt. Die Disziplin des Malens und des Gebetes vertieft seine/ihre innere Ruhe, so dass der eigentliche Prozess des Schreibens der Ikone zur persönlichen Umwandlung des Künstlers beiträgt.

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GESCHICHTE

Nach einer Legende fertigte Jesus selbst die erste Ikone an. König Agbar von Edessa, ein Aussätziger, hörte von den heilenden Kräften Jesu und sandte einen Boten mit der Bitte, zu ihm zurück zu kommen, um ihn zu heilen. Zusammen mit einem Brief, in dem er die Einladung wegen seiner vordringlichen Sendung absagte, sandte Jesus das Mandilion, ein Gewebe, auf dem das Bild seines Angesichtes auf wunderbare Weise wiedergeben war.

Ikone des Mandilion durch das König Agbar geheilt wurde

Christus Pantocrator, Ursprung unbekannt; möglicherweise aus Russland um 18. Jh.

Die zweite Ikone wird dem hl. Lukas zugeschrieben, der die Mutter Gottes mit ihrem Sohn auf dem Arm darstellte. Es ist bedeutsam, dass diese erste Ikone einer Heiligen nach einem Model und nicht nach der Vorstellung des Künstlers gemacht wurde, sodass sie ein authentisches Bild der heiligen Personen ist. Es gibt sogar Ikonen von diesem Ereignis, die Maria und Jesus zeigen, wie sie für Lukas Modell sitzen, als er malt.

Gottesmutter von Wladimir, Byzantinische Ikone, 11./12. Jh.

Die meisten und bekanntesten Ikonen wurden in Konstantinopel entwickelt; die ältesten Ikone stammen aus dem zweiten Jahrhundert. Infolge des bilderstürmerischen Kampfes wurden die meisten Ikonen im neunten Jahrhundert zerstört; nunmehr haben wir die frühesten aus dem fünften Jahrhundert. Die Ikonen verbanden griechische, römische und nahöstliche Einflüsse, die rasch zu einer abstrakten, stilisierten Kunstform wurden.

Eine Kombination von theologischen, politischen und kulturellen Elementen trug zur Auseinandersetzung über die Verehrung der Ikonen im achten Jahrhundert bei. Kaiser Leo III erließ 730 ein Edikt, in dem er die Zerstörung der Ikonen anordnete, womit er die ikonoklastische Bewegung zu voller Blüte brachte. Die Ikonoklasten, die die Ikonen unter dem Vorwand zerstörten, dass sie Götzenbilder sind, waren in Wirklichkeit Doketisten, die die Realität der Menschwerdung Christi leugneten. Germanus, der Patriarch von Konstantinopel, und der hl. Johannes von Damaskus waren unter den berühmten Verteidigern der Verehrung der Ikonen. Im Westen berief Papst Gregor II in Rom eine Synode, die Leo verurteilte. Daraufhin führte Papst Gregor IV das Fest Allerheiligen ein, um die Bedeutung des Verehrens von heiligen Personen, die das Bild Gottes offenbaren, zu unterstreichen. Durch disen Schachzug verteidigte die Kirche durch die Ikonen gleichzeitig die eigentliche Basis des christlichen Glaubens.

Die Geburt Jesu, Nowgorod Schule 16. Jh.

Im Jahre 787 vollzog das Siebte Ökumenische Konzil, Nicäa II, eine wichtige Trennung zwischen der Anbetung, die wir Gott erweisen und der Verehrung, die wir den Heiligen und sakralen Gegenständen entgegenbringen. Im Jahre 843 wurde endgültig durch die Kaiserin Theodora die Ikonenverehrung in aller Öffentlichkeit wiederhergestellt. Zum Gedenken an dieses Ereignis feiert die orthodoxe Kirche jedes Jahr am ersten Fastensonntag das Fest der Orthodoxie.

Da es eine Zeitlang in Anspruch nahm, um sich von der ikonoklastischen Verfolgung zu erholen, war im neunten Jahrhundert die Entwicklung der Ikonen gleichmäßig aber schleppend. Ab dem zehnten Jahrhundert, nachdem Russland christlich geworden war, wurde es das Zentrum der traditionellen Ikonographie. Byzantinische Maler reisten nach Russland, um die Herrlichkeit der Ikonen zu zeigen; rasch entwickelten sich dort Schulen mit eigenem charakteristischen Stil, darunter jene von Pskov, Nowgorod, Moskau und Tver. Andrei Rublev (1360/70-1430), der bei dem byzantinischen Meister Theophanes, dem Griechen, studierte, gilt als der größte der russischen Maler.

Die Verklärung, Theophanes, der Grieche

Die Heilige Dreifaltigkeit, Andrei Rublev 15. Jh.

Die drei Perioden der größten Entfaltung in der Ikonographie sind: 1) die justinische Ära des sechsten Jahrhunderts; 2) die erste byzantinische Renaissance im zehnten bis zum zwölften Jahrhundert unter den mazedonischen und komnenischen Dynastien, während denen die Ikonographie in Russland anfing und 3) die zweite byzantinische Renaissance des vierzehnten Jahrhunderts unter der palaeologischen Dynastie, die als das goldene Zeitalter der Ikonen bezeichnet wird.
Zusammen mit griechischen, russischen, rumänischen, serbischen und bulgarischen Klöstern ist der Berg Athos der heutige Ort, wo die Vielfalt der Ikonenschulen erfahren wird.

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TECHNIK

In den frühen christlichen Jahrhunderten wurde eine Vielfalt von Materialien für Ikonen verwendet: Marmor, Elfenbein, Gobelins, Mosaik, Gold, Silber, Emaille und Terrakotta. Meist jedoch werden die Ikonen auf eine Tafel aus Holz gemalt, die durch eine Kreideschicht präpariert wird bevor sie mit Leinwand bedeckt wird; dann kommt eine Folge von Schichten aus Leim und zerriebenem Kalk darüber, und zum Schluss wird sie geschliffen. Der Umriss des Bildes wird mit einem Griffel nachgezogen oder in Russland mit roter Farbe eingezeichnet. Häufig wird der Hintergrund zuerst mit Blattgold oder einer neutralen Farbe bemalt. Auch Silber und Rot sind nicht ungewöhnlich. Die Darstellung wird mit Temperafarben vorwiegend aus Erdfarben gemalt, die in mehreren dünnen Schichten aufgetragen werden. Wenn sie fertiggestellt ist, wird sie versiegelt. Die Ikonen des Altertum wurden fast nie ganz trocken, daher sammelte sich der Staub und der Rauch der brennenden Kerzen und des Weihrauchs auf ihnen, was das Bild trübte und zu seiner geheimnisvollen Wirkung beitrug.

Göttliche Weisheit, Nowgorod, Ende des 16. Jh.

Die reverse Betrachtungsweise, eine Methode zur Strukturierung der Gestalten nach den unsichtbaren geometrischen Konturen, ordnet die Perspektivlinien auf den Betrachter zu, um ihn / sie in die Kommunikation mit den Personen in der Ikone einzubeziehen. Das Göttliche wird durch kreisförmige Strukturen ausgedrückt und der irdische Wirkungsbereich durch Rechtecke. Gewöhnlich gibt es ein Kreuz, das unterstreicht, dass die Struktur und die Gestalten symmetrisch angeordnet werden, so dass der Brennpunkt Christus oder die Mutter Gottes ist.

Die Auferstehung Christi

Die Ikonen transzendieren Raum und Zeit. Vielmehr bestimmt der Wert eines Gegenstandes in der allgemeinen Anordnung seine Größe und Position, mit der Möglichkeit der gleichzeitigen Darstellung von Szenen, die historisch während verschiedenen Zeiten und Orten stattfanden. In der Ikone der Geburt Christi ist zum Beispiel die Hauptszene der Geburt im Zentrum der Ikone. Um sie herum sind unbedeutendere Szenen, die in Beziehung zu Ereignissen des frühen Lebens Jesu stehen. Die Bedeutung einer Person wird durch ihre Größe auf der Ikone bestimmt, so dass man im wörtlichen Sinn durchaus von spirituellen Giganten sprechen kann.

Der Besuch der drei Weisen beim Christkind 13. Jh.

Das Fehlen von Bewegung oder Schatten hat die Wirkung der Befreiung von allem, was von der Gemeinschaft mit dem Göttlichen ablenken könnte. Wir finden nie eine natürliche Lichtquelle in der Ikone, denn Gott ist das Licht der verklärten Welt. Um den Effekt des göttlichen Lichtes, das aus dem Innern einer Person strahlt, darzustellen, wird das Gesicht dunkel gestrichen und dann Schicht für Schicht heller. Akzente in der Kleidung sind in weiß oder gold gehalten, anstatt dunkler Farbtönen.

Wir kennen drei herausragende Schulen des Ikonenstils:
1) Konstantinopel: mit Charakteristika der Askese und königlicher Erhabenheit. Die russische Malerei gehört zu dieser Kategorie.
2) Mazedonien: mit mehr rundlichen Formen
3) Kreta: Verwendung von matten Farben; Figuren haben längliche Gesichtszüge.

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SYMBOLIK

Ikone verwenden eine Art Kurzschrift durch Symbole, die den Betrachter an wesentliche Glaubensinhalte erinnern. Der auf einer Ikone in Druckschrift stehende Name bedeutet nicht nur das Vorhandensein der dargestellten Person, sondern er ist auch ein Siegel der Heiligkeit und des Segens. Die Ikone zeigt üblicherweise eine Person, die mit einem ernsten, sachlichen Ausdruck in die Augen des Betrachters schaut; dadurch versucht der Autor, die geistigen und nicht die menschlichen Qualitäten der Heiligen zu malen. Andererseits,wenn eine Person im Profil gezeigt wird, deutet es auf jemand hin, der nicht für das Göttliche geöffnet ist oder die Heiligkeit noch nicht erreicht hat. Wenn eine Hand zum Segen erhoben wird und die letzten beiden Finger den Daumen berühren, dann wird man dadurch an die göttliche und menschliche Natur Christi erinnert.

Wenn beim Segnen der Ringfinger gezeigt wird, der den Daumen berührt, wird die Heilige Dreifaltigkeit in Erinnerung gerufen.

Die Farbe als Ausdrucksform des Regenbogen Lichtes ist ebenso symbolisch in der Ikonographie. Gold, die Farbe der Mittagssonne, tut das göttliche Licht kund, das alles der verklärten Welt durchdringt und die Farbe für Christus selbst ist. Es wird meist als Hintergrund für eine Ikone verwendet was einen Raum schafft, der sich außerhalb der Dimensionen dieser Welt befindet. Weiß verkörpert die hellen und ewigen Menschen, jene, die durch das göttliche Licht und von Reinheit durchdrungen sind. Es ist die Farbe von Gott Vater, der niemals Mensch geworden und deswegen immer unsichtbar bleibt. Blau ist die Farbe des Glaubens, der Transparenz, der Demut, des Mysteriums des göttlichen Lebens. Blau und Weiß sind die Farben der Mutter Gottes, die sich von dieser Welt losgelöst und sich auf das Göttliche konzentriert hat. Rot kennzeichnet die Jugend, die Schönheit, die Fülle, die Gesundheit, die Liebe und den Krieg. Es ist die Farbe des Heiligen Geistes, der Opferung und der Selbstlosigkeit. Auf der anderen Seite kann es ebenso den Hass, den Stolz oder die Hölle zum Ausdruck bringen. Purpur ist sowohl eine königliche als auch eine priesterliche Farbe. Grün, das von den Pflanzen herstammt, symbolisiert die spirituelle Erneuerung, den Frieden und die Stille, und es wird oft für die Propheten und den Evangelisten Johannes verwendet, die den Heiligen ankünden. Unvermischtes Gelb steht für die Wahrheit, mattes Gelb jedoch für den Stolz, den Ehebruch und den Verrat. Braun ist der Farbton der Erde, des verklärten Landes, oder wie im Fall des Habits der Mönche, zeigt es einen langsamen Tod, wie vermodernde Blätter, der Welt gegenüber an. Schwarz ist die Verneinung allen Lichts, es weist daher auf Chaos, Furcht und Tod hin, aber im Gegensatz dazu verheißt es das kommende Licht und eine neue Schöpfung. Die Verdammten werden schwarz gemalt und manchmal auch die Dämonen.

Mutter Gottes (Miroschskaja) mit Propheten, 12. Jh.

Die Gruppen der Heiligen sind durch ihre Kleidung, den Gegenständen in ihren Händen und dem Alter nach zu unterscheiden. Die Evangelisten tragen Tuniken und zeigen ihre Bücher. Die Bischöfe, die in liturgische Gewänder gekleidet sind, halten ein Buch oder eine Schriftrolle. Die Mönche sind in einen Habit gekleidet und stehen aufrecht und diszipliniert wie Säulen. Die Soldaten nehmen eine Position sein, die Bewegung zeigt. Sie sind in Militäruniformen gekleidet und tragen Waffen. Die Bischöfe und die Mönche werden als betagt dargestellt; die Soldaten, die Doktoren und die Frauen jedoch werden im jungen Alter dargestellt. Die eigene Persönlichkeit von besonderen männlichen Heiligen wird durch die Farbe und Länge der Haare sowie der Frisur und der Barttracht angezeigt. Die Frauen sind gewöhnlich nicht zu unterscheiden, außer durch den Namen, der auf der Ikone steht.

St.Nikolaus

Die Gesichtszüge zeigen die innere Einstellung der Heiligen. Augen, die groß sind, symbolisieren den Glauben an Gott, wohingegen eine lange und schmale Nase Würde anzeigt. Ein kleiner Mund und große Ohren erinnern daran, das Wort Gottes zu hören und wenig zu sprechen. Spirituelle Weisheit und die Kraft des Geistes werden durch eine weite Stirn angezeigt und eine insgesamt schlanke Erscheinung lässt Fasten und Askese erkennen. Die Gestalten sind abstrakt und unnatürlich, um uns daran zu erinnern, dass wir uns nicht aus uns selbst Gott nähern, sondern dass er die Initiative ergreift, um uns zu sich zu ziehen. Das Licht bei einer Ikone wirkt unnatürlich, weil es aus dem Inneren der heiligen Person kommt, die die Verklärung des Menschen offenbart.

Beispiel einer Ikonostase

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ARTEN DER MARIENIKONEN

Die gebräuchlichsten Typen der Marienikonen sind:

HODIGITRIA was so viel wie Wegweiser oder Führerin der Kirche bedeutet. Dieser Stil wird mit den Worten Marias beim Hochzeitsfest zu Kana in Verbindung gebracht: „Was immer er euch sagt, das tut.“ Die Mutter zeigt auf ihr Kind, als wenn sie sagen möchte, schaut auf ihn, nicht auf mich. Ihr Schleier und die drei Sterne auf ihrer Stirn und jeder Schulter symbolisieren ihre immerwährende Jungfräulichkeit und ihre Geste ist majestätisch. Christus wird als kleine, aber reife Person abgebildet, die geradewegs auf uns schaut und uns segnet. Die Ikone erinnert an das Dogma der Theotokos, der einen die Gott gebärt. Die griechischen Buchstaben sind eine Abkürzung und verweisen auf die Mutter Gottes und Jesus Christus. Nach der Legende wurde die erste Hodigitria vom heiligen Lukas gemalt.

Die ELEOUSA, d.h. zärtliche Berührung, ist eine Variation der Hodigitria. Maria neigt ihren Kopf zu Jesus, schaut aber auf uns, die Welt, der sie ihren Sohn vorstellt. Die Gesichter von Mutter und Kind berühren sich. Jesus richtet seine Aufmerksamkeit auf seine Mutter und umarmt sie mit einem Arm; mitunter hält er eine Schriftrolle in der anderen Hand. Diese Ikone veranschaulicht die Realität der physischen Mutterschaft Marias und somit ihre Kraft, die Zärtlichkeit ihres Sohnes hervorzurufen.

Eine Variante der Jungfrau der Zärtlichkeit, Eleousa, ist die GALACTOTROPHOUSA oder „Heilige Milchgeberin,“ die nebenstehend gezeigt wird.

Die BLACHERNITISSA oder die „Mutter Gottes vom Zeichen“ wird nach einem antiken, wichtigen Marienheiligtum in Konstantinopel benannt. Die Mutter Gottes wendet sich mit ihren Händen nach außen, die in Gebetshaltung erhoben sind, ein Bild, das aus der Pieta entwickelt wurde, einer betenden Gestalt mit zum Himmel erhobenen Händen. Diese Gebetshaltung ist auch als Orante bekannt.

Eine Variation dieses Typs ist die PLATYTERA (größer als die Himmel), der die Jungfrau in der Orante Position mit zum Gebet erhobenen Armen darstellt. Dies ist die Ikone, die in der orthodoxen Kirche auf der Rückseite des Hauptaltars Verwendung findet. Auf ihrer Brust befindet sich das Christkind, das von einem Kreis eingeschlossen ist, der verschiedentlich als ihr Leib oder als ein besticktes Medaillon interpretiert wird, wie es eine Kaiserin als Zeichen der kaiserlichen Autorität getragen haben würde. Dies ist die Ikone der Menschwerdung Christi, und sie wird mit der Prophezeiung von Jesaja 7,14 in Verbindung gebracht: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel geben.“

Die KYRIOTISSA ist die thronende Mutter Gottes. Maria sitzt mit dem heiligen Kind auf ihrem Schoß und zeigt sich erhaben und majestätisch. Oftmals werden Erzengel entweder als Leibwächter oder in Stellungen der Verehrung abgebildet.

Die NIKOPEIA zeigt Maria entweder stehend oder sitzend, gestreng und königlich, das Kind mit beiden Händen vor sich haltend. Das nebenstehende Bild, das eine Variante der Platytera ist, diente als Talisman für die Streitkräfte des byzantinischen Kaisers. Manchmal wurde eine Galactotrophousa (Milchspenderin) Ikone verwendet, anstatt das Thema des Einen, der den Sieg bringt.

Die GENESIUS Ikone (rechts im Bild) stellt das Ereignis der Geburt Christi dar. Maria wird in Liegestellung gezeigt, um zu betonen, dass sie keinen Schmerz bei der Geburt erlitt. Ihr Kind liegt in einer Krippe neben ihr. Diesen wichtigsten Brennpunkt schließen unbedeutendere Szenen aus dem frühen Leben von Jesu ein.

Die KREUZIGUNGSSZENE (links) zeigt den göttlichen Christus am Kreuz und Maria, die ruhig und mit Selbstbeherrschung zu seiner Rechten steht. Ein Arm ist leicht zu ihrem Sohn erhoben. Bisweilen wird die andere Hand in ihrem Schleier verborgen und zu ihrem Gesicht in Trauer hoch gehalten. In ihrem würdevollen Ausharren ist sie traurig, aber nicht hoffnungslos.

Die HIMMELFAHRT (rechts, Moskauer Schule 15. Jh.) zeigt Maria in der Mitte der Apostel. Sie hebt sich durch einen Heiligenschein und zwei Engel in Weiß hinter ihr ab. Sie schaut in ihrer Gebetshaltung geradeaus, während die Apostel starr nach oben auf den auffahrenden Christus oder auf Maria blicken.

Die PFINGSTSZENE zeigt manchmal Maria mit den Aposteln, wie der Heilige Geist auf sie herabsteigt.

Die KOIMESIS (oder KEMESIS) ist die Ikone der Dormitio oder der Entschlafung Marias. Maria liegt auf einer Liege liegt, die mit dem gleichen roten Stoff wie bei der Geburt gedeckt ist, und von den Aposteln umgeben wird. Genau hinter ihr steht Christus, der ein kleines in Weiß gekleidetes Kind hält, das die Seele Marias versinnbildlicht.

Marienikonen weisen auf die vier großen Marienfeste hin: ihre Geburt am 8. September, ihre Darstellung im Tempel als Kind am 21. November, die Verkündigung am 25. März und die Entschlafung am 15. August. Maria wird auch auf Ikonen der beiden Feste gezeigt, die sie mit Jesus teilt: seine Geburt am 25. Dezember und seine Darstellung im Tempel, die in der orthodoxen Kirche als die Begegnung bekannt ist und am 2.Februar gefeiert wird. Am Tag eines Festes wird die entsprechende Ikone feierlich inthronisiert und verehrt. Die Jahrestage von Wundern, die mit Ikonen verbunden sind,werden auch in der Liturgie gefeiert. KALENDERIKONEN sind Kalender, die für jeden Tag des Jahres einen Heiligen darstellen.

Die ICONOSTASIS, eine Trennwand aus Ikonen, die den Altarraum vom Kirchenschiff abteilt, ist eines der wichtigsten Bestandteile einer östlichen christlichen Kirche. In Byzanz hatte sie zwei Reihen von Ikonen. Seit sie zu ihrer klassischen Form im sechzehnten Jahrhundert in Russland gelangte, besteht sie aus fünf Reihen von Ikonen, die die Geschichte der Menschheit und der Erlösung zusammenfassen.

Legende des Schemas einer Ikonostase
1 Christus
2 Jungfrau Maria
3 Hl. Johannes der Täufer
4 Engel
5 Heilige
6 Folgen von Festen
7 Apostel
8 Propheten

A Verkündigung
E Evangelisten
C Jesus Christus
M Jungfrau Maria

Reihe 1 konzentriert sich auf eine Ikone der Dreifaltigkeit, die von zwölf Patriarchen, den irdischen Vorfahren Christi, flankiert ist.
Reihe 2 stellt Unsere Liebe Frau vom Zeichen dar, die die Menschwerdung offenbart, zusammen mit den zwölf Propheten, die sein Kommen ankündigten.
In Reihe 3 sind Ikonen von Festen abgebildet, die das Mysterium feiern, zu dem die oberen Reihen Zeugnis ablegen.
Reihe 4 zeigt die Deesis, eine Ikone mit dem glorreichen Christus in der Mitte und Maria zu seiner Rechten, die auf ihn weist, und Johannes der Täufer zu seiner Linken. Hinter jedem befindet sich ein Gefolge von Engeln und Heiligen, die ihre Hände in einer Gebärde des Gebetes erhoben haben, um für alle Menschen Fürsprache einzulegen.
Die Reihe 5 wird die Örtliche genannt. Im Mittelpunkt steht die heilige oder königliche Tür. Sie ist die zentrale Tür zum Altarraum der Kirche und mit Ikonen von Jesu und der Theotokos geschmückt. An der Seite sind Ikonen des Heiligen oder des Ereignisses, dem die Kirche geweiht ist. Diese untere Reihe ist der Gegenstand der Verehrung durch Küsse, Berührungen, Kerzen oder Weihrauch.

Die Ikonostase verleiht einen Sinn für Geschichte und verbindet die Liturgie auf Erden mit der ewigen Liturgie im Himmel. Man hat das Gefühl, mit der Gemeinschaft der Heiligen vereint zu sein.

Ein TRYPTYCH ist eine Art von Miniaturikonostase für zu Hause, die die gleiche Wirkung verleiht, wie beim Öffnen der heiligen Türen, um die heiligen Geheimnisse kundzutun.

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VEREHRUNG VON BILDERN

In einer Zeit, in der die Allgemeinbevölkerung des Lesens und des Schreibens unkundig war, konnten jene, die nicht die Heilige Schrift lesen konnten, ein Bild meditieren, um ihren Katechismus zu erlernen. Die Bilder von Heiligen erinnerten die Kirchengemeinde daran, wie einzelne Heroen die Lehre Jesu auf unterschiedliche Art und Weise gelebt haben; durch dieses Beispiel sollten sie angeregt werden, das gleiche zu tun. Mehr als Vorlesungen über die Geschichte oder Dogmen bringt ein sakrales Bild den Menschen in persönlichen Kontakt mit dem Heiligen. Die Nöte werden der Fürsprache der Mutter Gottes und der Heiligen anvertraut, damit sie sich im Gebet mit dem Christen vereinen mögen. Sobald ein bestimmtes Bild mit Gebetserhörungen verbunden ist, wächst der Glaube der Menschen und vereint sich mehr und mehr mit der Gemeinschaft jener, die vielleicht vor Generationen oder sogar vor Jahrhunderten vor diesem Bild gebetet haben.

Als mit einem Leib versehene Personen brauchen wir konkrete Zeichen, um uns mit dem Göttlichen zu vereinen. Eine Ikone erhört nicht von sich aus Gebete. Sie ist eine Sakramentale, die die göttliche Energie in diese Welt von Zeit und Raum fließen lässt. So wie die Schatten der Apostel Anzeichen von einer besonderen Gegenwart sein konnten und Wunder wirkten, genauso kann eine wundertätige Kraft von der Ikone eines Heiligen ausstrahlen. Oftmals sind die Ikonen mit einem besonderen Segen oder einem Ereignis verbunden, ja unter Umständen mit einer Vision verknüpft oder sind auf einen übernatürlichen Ursprung zurückzuführen. Es gibt zahlreiche Geschichten von Heiligen, die wundersam auftauchten, um für eine Ikone Modell zu stehen, und es gibt eine Anzahl von ACHEIROPOIETES (Ikonen, die nicht von Menschenhand gefertigt wurden), z.B. die eine, die dem König Agbar gesandt wurde.

Die Ikonen werden verehrt, um gegen Krankheit zu schützen, gegen Unheil vorzubeugen, und um Städte vor dem Feind zu retten. Die meisten Stadtviertel in Byzanz und die Städte in Russland hatten eine wundertätige Ikone, die der Schutzheilige der Stadt war. Um den Ikonen als geheiligten Gegenständen Ehrerbietung zu erweisen, können die Menschen sie küssen, sie berühren, sie mit Blumen, einem Schleier oder mit Kerzen schmücken. Während der Liturgie sprechen der Priester und der Diakon Gebete vor der Ikonostase und beweihräuchern die Ikonen. Es gibt besondere Segen für ein sakrales Bild, wodurch es erst zur Ikone wird. In der orthodoxen Kirche wird sie im Altarraum vierzig Tage lang inthronisiert; wenn sie gesegnet ist, wird sie mit heiligem Öl gesalbt, das für die Weihe der sakralen Gefäße oder einer Kirche verwendet wird.

In den Heimen der Christen der Ostkirche wird den Ikonen ein Ehrenplatz gegeben. Sie sind der Blickpunkt der Familie; durch die Ikone wird ein Haus in eine Hauskirche umgewandelt und seine Bewohner daran erinnert, dass sich die Heilige Liturgie im täglichen Leben fortsetzt. Sie ist nicht nur eine Schmuck, sondern ein Heiligtum, das durch die Berührung, die brennenden Kerzen und durch den Weihrauch verehrt wird.

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Fotos

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